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Der Musikexpress veröffentlichte in seiner 02/01-Ausgabe die Story "Die 50 besten deutschen Platten". Die Liste war jedoch doppelt so lang. Daher wird im Herbst ein Buch über die 100 besten deutschen Platten im Hannibal-Verlag erscheinen.

Den einzigen dreistelligen Platz dieser Liste belegten Rainbirds mit ihrem 1987 erschienenen gleichnamigen Debut-Album. Hier nun die ungekürzte Version des Interviews, das Thorsten Zahn für die Buchausgabe im Juni diesen Jahres mit Katharina Franck führte.

Kannst du dich noch an die Entstehung von eurem Debüt "Rainbirds"erinnern?

Wir sind mehr oder weniger von der Bühne weg ins Studio geraten. Ohne den Gitarristen, mit dem wir bis dahin gearbeitet hatten. Daher ist das Album sehr stark von Peter Weihes Gitarrenspiel geprägt. Alle Songs waren bereits geschrieben, also gab es klare Vorgaben: der leicht lateinamerikanische Swing meines Gitarrenspiels und meiner Phrasierungen im Gesang, und der punkige bis äußerst melodische Bass von Beckmann. Es ist nichts glattgebügelt oder geradegerückt worden. Dennoch ist es ein Produzenten-Album, denn ohne Udo Arndt hätte das alles so nicht geklappt.

Wie hat das Debüt und die erfolgreiche Single "Blueprint"dein Leben nachhaltig verändert?

Ich hatte mein Leben bis dahin schon immer so organisiert, dass soviel Zeit wie möglich für das Musikmachen da war. Also hatte sich für mich nicht allzuviel verändert. Dass die Konsequenzen eines solchen Erfolges erst einmal nicht mehr soviel mit Musikmachen zu tun haben, nahm ich in Kauf. Denn ein gelungenes Konzert zum Beispiel, währenddessen man ganz eins mit sich ist, trägt einen über die nächsten 20 Playback-Auftritte im Fernsehen hinweg.

Im ME/Sounds-Interview im Juni 1989 hast du in Bezug auf deine Musik gesagt: "Es muss einfach nur losgehen: spielen, singen und...das ist doch irgendwie der Sinn der Sache". Hat sich diese Einstellung in den letzten Jahren geändert? Wenn ja, wie?

Nein, meine Einstellung ist die gleiche. Es gibt aber unterschiedliche Arbeitsweisen, und die Fortsetzung der Rainbirds im Duo mit Ulrike Haage brachte viele spannende Veränderungen mit sich.




Besetzung 1987/88
Aktuelle Besetzung
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Die Alben "Two Faces" und "In A Different Light" sind als Studiowerke umwerfend gut, doch mit der Live-Umsetzung war ich nicht zufrieden. Nicht zuletzt deswegen haben Ulrike und ich 1994 schliesslich Tim Lorenz als Drummer dazugeholt, um den neuen Sound der Band zu entwickeln. Und dieses Rainbirds-Trio der letzten fünf aktiven Jahre war ja bekanntlich meine Lieblingsbesetzung.

Mit welchen Gefühlen betrachtest du zum heutigen Zeitpunkt euer Debütalbum?

Die Geschichte der Rainbirds beginnt ja für mich schon lange vor der Veröffentlichung des ersten Albums im Winter 1987. Cirka zehn Jahre vorher habe ich erste Band- und Bühnenerfahrungen gemacht. Knappe zwei Jahre vorher hatte ich mich zurückgezogen, um alleine zu arbeiten und Songs zu schreiben. Ich wollte erst wieder mit meiner eigenen Band öffentlich auftreten. Ich höre demnach heute dieses Album wie jemand, die immer schon das getan hat, was ihr natürlich und richtig vorkam, und neuen Einflüssen, Umstürzen und Aufbrüchen gegenüber immer aufgeschlossen war. Kurz: ich höre es mit ungetrübter Freude.

Hast du persönlich lange vom Erfolg des Albums gezehrt oder eher drunter gelitten, dass die Band zerfiel und der Erfolg sich im großen Maße bislang nie mehr einstellte?

Natürlich habe ich darunter gelitten, dass die Band zerfiel. Ich wurde vor Produktionsbeginn des ersten Albums von Louis Spilmann, damals Chef der Phonogram, ganz unverblümt vor die Wahl gestellt, (schweizer Akzent jetzt bitte:) "Katharina, Du kannst es Dir aussuchen, Du kannst es auch solo machen..." Der Gedanke, dass ich ohne die Band ins Studio gehen könnte, war völlig abwegig, und es kam für mich überhaupt nicht in Frage. Aber ich habe meine Möglichkeiten, die sich mir durch den grossen Erfolg des Albums eröffneten, nicht verschenkt, und ich liebe alle meine Platten und die Geschichten die sie erzählen, sehr.




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